Meinungsfreiheit, unverzüglich, unverzichtbar
Meinungsfreiheit, unverzüglich, unverzichtbar

Meinungsfreiheit, unverzüglich, unverzichtbar

Novo-Argumente bieten einen Raum für Debatten. Die Redaktion aus freien Journalisten und Autoren eint der Wunsch, mit einem Debattenforum eine Rolle in der politischen Meinungsbildung zu spielen. Hier finden Aufklärung und Widerspruch, Selbstdenken und den Dingen auf den Grund gehen, Stellung beziehen und als selbstverantwortlicher Bürger auftreten eine Heimat. Ausgewählte Positionsbestimmungen illustrieren das in Form von Zitaten:

Sag, was Du denkst!

So lautet der Titel des gerade erschienen neuen Novo-Bandes mit dem Untertitel: Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culture. Herausgegeben und eingeleitet hat ihn der Novo-Redakteur Thilo Spahl. Indem er auf die Machtausübung in prominenten Fällen der Meinungsunterdrückung hinweist, setzt er den Ton für den Band. 20 Autoren thematisieren in 18 Beiträgen, gegliedert in vier Abschnitte – Meinungsfreiheit, Meinungsvielfalt, Meinungsbildung, Cancel Culture – vor allem die herrschenden Missstände und machen sich zugleich für Meinungsfreiheit stark.

Im Grunde ist hier eine Schar von Demokratie-Rettern zusammen gekommen. Autoritäre Tendenzen nehmen seit Jahren sukzessive zu, seit dem Netzdurchsuchungsgesetz, der Nazi-und Leugner-Inflation sowie der lautstarken Mini-Truppe aus Canclern und Wookies sogar rasant.

Thilo Spahl thematisiert wie in einer zunehmend komplexen, dynamischen Welt eine Meinungs- und Herrschaftsorthodoxie versucht, die Grenzen des Denk- und Sagbaren enger zu ziehen. Die Gründe sind vielfältig wie das Versagen der Alt-Medien illustriert, die von den neuen Medien herausgefordert und überholt werden. Zugleich sind die Linken konservative Paternalisten geworden: “Einst bedeutete ‘links’ Emanzipation, heute bedeutet es Bevormundung.”

Widerspruch, Bildung, Argumente

An dieser Stelle sei auf einige Essays hingewiesen:

Frank Furedi, britischer Soziologe und Prof., erläutert eingangs den Wert und die Herkunft der Skepsis seit der Antike. Die heutige Pathologisierung der Skepsis war gängige Praxis in der Sowjetunion, um Kritiker nicht als falsch, sondern krank abzustempeln.

Alexander Horn, Unternehmensberater und Geschäftsführer von Novo, beleuchtet die Hintergründe des sogenannten Kampfes gegen Hass und Hetze, der sich wesentlich gegen mündige Bürger richtet und ein Demokratiedefizit sichtbar werden lässt. Wir leben in einer “eingeschränkten”, “formalen” Demokratie mit limitiertem Wählereinfluss.

Sabine Mertens, selbständige Personalentwicklerin, untersucht die Gender-Lobby mit ihrem Kulturkampf und ihren potemkinschen Sprachdörfern. Ihr Plädoyer: “Eine zukunftsfähige Demokratie braucht offene Debattenräume für eine humanistische Wende.”

Robert Benkens, Gymnasiallehrer, zeigt auf, wie Moralismus und Denkgebote in den Schulen gegen Vernunft, Urteilsfähigkeit und Perspektivenvielfalt wirken. Eingangs zitiert er den Schriftsteller Robert Frost: “Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen.”

Den Wert und die Erfolgsgeschichte der Meinungsfreiheit zeigt Michael Bross auf, während die sogenannten Faktenchecker ein lukratives Geschäftsmodell tatsächlich zur Meinungseinengung betreiben, wie Christoph Lövenich darlegt.

Vom Wert der alternativen Perspektiven

In meinem Aufsatz erinnere ich an die Erkenntnisse der Bounded Rationalität, an kognitive Verzerrungen sowie an Wert und Grenzen rationaler Bauchentscheidungen. Als vorteilhaft für solide Analysen haben sich Struktur- und Systemdenker erwiesen, zudem ist ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion hilfreich. Für komplexe Systeme ist Modelldenken erforderlich, bietet die Kausal-Revolution erhebliche Chancen und gilt es, auf die Anmaßung von Wissen zu verzichten. Der Text skizziert eine Mischung aus Denkhaltung und Annäherung an eine Arbeitsweise für die Analyse komplexer Systeme in denen wir leben. Deren Verständnis ist bei wichtigen Personen und öffentlichen Debatten vielfach unterentwickelt.

Die Vielzahl der Essays und der mit ihren Autoren verbundenen Perspektiven ermöglich einen Einstieg in eine engagierte Debatte über Meinungsfreiheit. Novo greift eine zentrale Herausforderung unserer Zeit auf.