Geldfreiheit vs. Geldmonopol
Geldfreiheit vs. Geldmonopol

Geldfreiheit vs. Geldmonopol

Inflationsberechnungen und solide Prognosen für den weiteren Kaufkraftverlust von Euro und Dollar liegen zwischen 5 und 10 Prozent. Das bedeutet, am Jahresende muss jeder Bürger, jeder, der die Währung zum Kaufen verwendet, bis zu 10 Euro mehr für dieselbe Leistung, für dasselbe Produkt im Wert von 100 Euro aufwenden. In einer anderen Perspektive heißt das, jedermann muss 10 Prozent mehr Arbeitszeit aufwenden oder vielleicht 10 Prozent produktiver arbeiten. Das gilt auch für die inflationierte Steuerschuld. Ursache ist die Verschlechterung des Produkts Währung. Geld ist bekanntlich ein Gut wie fast jedes andere auch – allerdings mit der besten Tauschmöglichkeit.

Diese Überlegungen gelten zunächst für die Konsumentenpreisinflation binnen Jahresfrist. Hinzu kommen die vorangegangenen und anhaltenden beträchtlichen Preissteigerungen für Vermögenswerte. Bei Immobilien lassen sich die beiden separaten Inflationsschübe geradezu addieren. Schließlich gibt es Preissteigerungen, die nicht primär oder grundsätzlich weniger auf die Geldentwertung zurückzuführen sind, sondern auf eine temporäre Knappheit eines angebotenen Gutes im Verhältnis zur Nachfrage.

Das könnte zum Beispiel bei Energie der Fall sein. Energieknappheit und Energieteuerung sind für ein hochentwickeltes Land indes eine Schande. Energiepreise sollten seit langem fallen aufgrund von Innovationen und Produktivitätsfortschritten. In diesem Bereich zeigt sich ein Preis treibender Staatseinfluss deutlich. Das gilt international für das nur noch teilweise wirksame staatliche Ölkartell OPEC genauso wie national mit der etatistischen Energierevolution einschließlich beträchtlicher Subventionen aus Steuergeldern bzw. per Zentralbank finanzierter Staatsverschuldung für die eine Energieart, drastischen Steuerlasten für die andere und einem Verbot für die nächste Energieform.

Zurück zur Inflation und zur Währung. Finden Sie folgende Überlegung zutreffend? Monopole gelten als schlecht, als nachteilig für Konsumenten und mögliche andere Anbieter, als zu bekämpfende Machtkonzentration und als ungerechtfertigte Bereicherung für den Monopolinhaber. Daher müsse der Staat einschreiten. Eine Kartellbehörde müsse frühzeitig überwachend tätig sein und im Monopolfall eingreifen. Indes gilt all dies nicht sobald es um eine Währung geht. Hier soll der Staat mit einer Zentralbank, natürlich unabhängig, natürlich rein technokratisch ein Monopol bilden. Alles andere wäre schlecht, sogar sehr gefährlich. Bürger könnten ihr Geld verlieren, würden nicht wissen, ob Geld eine solide Qualität besitzt und das dauerhaft.

Das Thema ließe sich facettenreich diskutieren. An dieser Stelle sei lediglich auf einige Ungereimtheiten hingewiesen.

  1. Die Geschichte der Zentralbanken und ihrer Vorgänger ist eine Geschichte der Geldentwertung. Die sogenannte Preisstabilität von angestrebten 2% Geldentwertung sorgt binnen 35 Jahren für eine Halbierung des Geldwertes.
  2. Die Geschichte der Zentralbanken und ihrer Vorgänger ist in Deutschland, wie in vielen anderen Ländern auch, eine Geschichte der Hyperinflationen. Der Wirtschaftsjournalist Volkmar Muthesius (1900 – 1979) hat ein gut lesbares Buch darüber geschrieben: „Augenzeuge von drei Inflationen“.
  3. Die vermeintliche Unabhängigkeit der Zentralbanken wird durch die politische Ernennung ihrer Funktionäre genauso beeinträchtig wie durch ihre politischen Ziele, die über die reine Wertbeständigkeit des Geldes und die angemessene Geldproduktion für eine Geldnachfrage hinausgehen, darunter Wirtschaftswachstum unterstützen, Arbeitslosigkeit niedrig halten, Ökologismus befördern.

Hinzu kommen die üblichen Monopolprobleme: Machtpolitisch motiviertes Ausschalten von Konkurrenz, z.B. Zulassen anderer Währungen, insbesondere wenn diese zunehmend Bedeutung erlangen. Das gilt bereits lange vor dem Aufkommen von Kryptowährungen. Das Stichwort lautet „staatliches Zahlungsmittel“. Mangelndes Wissen aufgrund von Zentralisierung und mangelndem Wettbewerb gehören dazu. Zugleich werden die Zentralbankbürokraten geframt – durch die Behördensicht, durch die spezifische Interpretation des politischen und ökonomischen Geschehens, durch Karrierestreben.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass allein in den letzten gut 20 Jahren, also seit dem Jahr 2000, eine Kette währungsbedingter Krisen den Bürgern das Leben erschwert. Beginnend mit der Dot.com-Blase und der verhinderten Bereinigungskrise über die große Finanz- und Staatsschuldenkrise, die Euro-Krise mit drastischen Folgen etwa für die Menschen in Griechenland, die Verwerfungen aufhäufende Null- und Negativzinspolitik einschließlich des größten währungspolitischen Tabubruchs, nämlich der Finanzierung von Staatsführungen, von den aufgepumpten Vermögenspreisblasen ganz zu schweigen. Die Politik der Zentralbanken hat asoziale Folgen, hat zur Entstehung von Zombieunternehmen maßgeblich beigetragen, spaltet Wirtschaft und Gesellschaft in Gewinner und Verlierer (strukturierter Überblick zur Inflation).

Vor diesem Hintergrund sind Attacken auf Alternativen wie Währungswettbewerb, Banken- und Geldfreiheit sehr verständlich. Es geht natürlich nicht um die Sache, sondern um Macht und Privilegien. Die Kontrolle des Geldes ist der größtmögliche Hebel, um ein maschinelles Geldsystem zu beeinflussen. Demgegenüber wäre ein organisches Geldwesen mit Währungen im Wettbewerb ein drastischer Verlust von Macht und Ressourcen.

Das gilt umso mehr als die Geschichte von Wettbewerbswährungen und Konkurrenz zum Staatsmonopol weder die verheerenden Begleiterscheinungen von Hyperinflationen kennt noch substanzielle Einwände gegen die Fülle von Erfolgsgeschichten, die in Verboten der erfolgreichen Konkurrenz mündeten (Artikel dazu hier (FFG), hier (NZZ) und hier(JF) – umfassende Analyse hier (Aufsatz)). Schießlich gibt es relativ klar konturierte Vorstellungen wie eine Welt ohne staatliche Geldmonopole aussehen würde. Es braucht wenig Optimismus, um zu der Prognose zu gelangen: Wir alle würden in einer besseren Welt leben, wenn es ein freies Geldwesen geben würde, das die Hürde der Verbraucher-Akzeptanz meistern müsste. Der Bezahl-Alltag würde sich zunächst wenig von heute unterscheiden, später würden Innovationen den Alltag in vielen Facetten verbessern.

Gutes Geld ist nicht unmöglich, nur verboten.