Buchbesprechungen
Buchbesprechungen

Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag

Corona-Unrecht, ein Diskussionsbeitrag Der Titel ist ein wegweisendes Zitat. Es stammt von einem hochrangigen Journalisten. Und wie der Volksmund weiß, zeigen die übrigen Finger auf die Person, die selbst mit dem Finger auf andere zeigt. Das Buch ist ein Diskussionsbeitrag. Vor den sozialen Medien wurde die gesellschafts- und machtpolitische Kritik in den Feuilletons diskutiert, ergänzt von Leserbriefen. Debatte und Aufarbeitung sind die Ziele. Das Buch gibt in greifbarer Form denen eine Stimme, die als Minderheit …

Defizit Daten-Bildung adressiert

Defizit Daten-Bildung adressiert Die versierte Diplom-Statistikerin Katharina Schüller hat vor einigen Jahren ein Buch veröffentlicht, das nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im Gegenteil, die Pandemie hat gezeigt, dass mangelnde Data Literacy, die Kompetenz mit Daten umzugehen, ein verbreitetes Problem in Deutschland und darüber hinaus ist. Das zugrundeliegende Defizit ist sehr menschlich: Wir können mehr oder minder gut mit überschaubaren Zahlen und Zusammenhängen umgehen, sind indes per se schlechte Statistiker. Unsere Intuition steht uns vielfach im …

Höhenrausch und tiefer Fall

Höhenrausch und tiefer Fall Wer die Weimarer Republik verstehen möchte, der findet zahlreiche gesellschaftliche Impressionen im Kaleidoskop von Harald Jähner: Höhenrausch. Das umfangreiche Buch ist gut geschrieben und lässt den Leser beginnend mit den heimkehrenden Soldaten in die widerspruchsvolle Zeit nach dem abservierten Kaiserreich eintauchen – eine Zeit voller Auf- und Ausbrüche. Bis zur hereinbrechenden Weltwirtschaftskrise und einem sich ausbreitenden Extremismus in der Endphase schien die Entwicklung trotz Hyperinflation und politischer Belastungen offen zu sein, …

Mit fossilen Energien gegen den Klimawandel

Mit fossilen Energien gegen den Klimawandel Der liberale Klima- und Energieaktivist Alex Epstein verbindet ungewohnte Argumente sehr konsequent zu einem Plädoyer für den Einsatz von mehr fossilen Energien. Zusammen mit seiner Kritik an der ökologistischen Position ist sein Vorgehen durch eine geschickte Rhetorik und die Verwendung von Lesern bekannten Fakten gekennzeichnet. Epsteins These lautet: Die globale Erwärmung lässt sich mit dem Einsatz fossiler Energie managen. Mehr Menschen würden besser gegen den Wandel besser geschützt und …

Vorwärts Journalisten, wir müssen zurück!

Vorwärts Journalisten, wir müssen zurück! Medienkritik aus Sorge um die Medien und die Demokratie. Die Publizisten Precht und Welzer wollen mit ihrer Medienkritik eine Debatte anstoßen, setzen tatsächlich eher in einer längst laufenden Debatte einen Akzent. Sie tun das als Teil des Establishments, als Linke, mit einem Buch wie das früher für öffentliche Debatten kennzeichnend war, als Publizisten, in etablierter Weise mit zahlreichen Verweisen auf Studien, Publikationen, Autoritäten, die ihr Narrativ illustrieren. Ihr Beitrag ist …

Warnung vor dem Neofeudalismus – Buch

Warnung vor dem Neofeudalismus – Buch Es heißt durch das Nachdenken über das, was man gelesen hat, wird man klüger. Ich rätsele noch wie mir das bei diesem Buch gelingt. Vielleicht liegt der Schlüssel in der Erwartungsdiskrepanz. Der Titel triggerte Erwartungen und knüpfte an eigene Gedanken und Eindrücke an. „The Coming of Neo Feudalism“ habe ich mit meinen Überlegungen zu einem Systemwechsel verbunden und hoffte weiter gehende und tiefer reichende Informationen, vielleicht Theorien und Modelle …

Experten-Staatsversagen vermeiden

Experten-Staatsversagen vermeiden In Krisenzeiten tritt Versagen deutlicher hervor als in Zeiten von Wachstum und guter Stimmung. Gleichwohl ist in der Corona-Krise bemerkenswert wenig die Rede vom Staatsversagen. Experten und Politiker geben den Ton an. In der Wirtschaftspolitik wurden Schwächen und schädliche Folgen staatlichen Handelns früher regelmäßig aufgezeigt, insbesondere als es noch Lehrstühle für Ordnungspolitik und namhafte liberale Ökonomen gab. Solange die konkurrierenden Systeme in Ost und West existierten, war das Versagen des sozialistischen Staatsmodells auf …

So funktioniert Innovation

So funktioniert Innovation Innovation sind das wichtigste Phänomen der modernen Welt. Davon ist Matt Ridley überzeugt. Der britische Journalist und Sachbuchautor, Unternehmer und Adeliger (Viscount), hat ein lehrreiches Buch über Innovationen geschrieben. Eine zentrale Botschaft lautet, dass Innovationen eines mehr alles andere benötigen: Freiheit. Freiheit zum Austausch, zum Experimentieren, Freiheit zum Vorstellen, Investieren und Scheitern, Freiheit von Restriktionen und von (vorschnellen) Konsumenten.  Innovationen entstehen sobald Menschen frei denken können, experimentieren und spekulieren und wenn sie …

Mythos Nachtwächterstaat

Mythos Nachtwächterstaat Zur Verflechtung von Staat und Unternehmen im Nachtwächter-Zeitalter Der Nachtwächterstaat orientiert sich am Laissez-faire-Prinzip und greift nicht in den Wirtschaftsprozess ein. Stattdessen garantiert der Staat die Rahmenbedingungen, darunter Privateigentum und Vertragsfreiheit. Der Nachtwächterstaat ist ein sozialistisch-etatistischer Mythos. Es hat ihn nie gegeben. Der Kampfbegriff stammt von Ferdinand Lasalle (1825-1864), dem pro-preußischen Arbeiterführer und Sozialisten. Der Begriff ist ähnlich präsent und irreal wie der Kampfbegriff Manchesterkapitalist (sehr lesenswert: Detmar Doering: Mythos Manchestertum, 2004). Wenn …

Mitläufer stabilisieren Herrschaft

Mitläufer stabilisieren Herrschaft 1940 enthüllte der nach England emigrierte Journalist Raimund Pretzel die Wahrheit über das nationalsozialistische Deutschland, besser sein tiefes Verständnis. Die scharfsinnige Analyse voller klarer Beobachtungen und kluger Überlegungen veröffentlichte der Emigrant unter seinem Pseudonym Sebastian Haffner, das er zeitlebens (1907-1999) beibehalten sollte. Haffner gilt als einer der herausragenden deutschen Publizisten der Nachkriegszeit. Jekyll & Hyde ist ein Soziogramm, eine innen- und machtpolitische, psychologische und soziologische Analyse des Dritten Reiches. Den britischen Lesern, …

Ein ganz großer Außenseiter

Ein ganz großer Außenseiter Maverick ist ein Außenseiter, ein Mensch, der frei von Zwängen handelt, unkonventionell, unabhängig, ein Mensch, der anders als die Masse der Menschen denkt und handelt. Thomas Sowell ist ein intellektueller Maverick. Ökonom. Ideenhistoriker. Aufklärer von Rassismus und Ungleichheit. Im Grunde genommen ein Sozialphilosoph, der mit dem souverän beherrschten Wissen und Werkzeug eines Ökonomen arbeitet. Von seinem Lehrer Milton Friedman beeinflusst, lernte er sein Handwerkszeug an der Universität von Chicago. Sehr eigensinnig …

Politische Dezentralisierung als verpasste Chance und Ausweg

Politische Dezentralisierung als verpasste Chance und Ausweg Ein ideengeschichtliches Kleinod, allgemeinbildend und aktuell, hat Stefan Blankertz geschaffen. Erstmals ins Deutsche übertragen wurden vom Berliner Wortmetz, Lyriker und Sozialphilosophen drei Essays von Pierre-Joseph Proudhon aus den Jahren 1862 und 1864. Darin attackiert der französische Revolutionär und Gegenspieler von Karl Marx den italienischen Zentralismus und wirbt für den Föderalismus, der dem Wesen Italiens entspreche: geographisch, ethnographisch, historisch, politikökonomisch und völkerrechtlich. Der erneut mit Sorgfalt und Geschmack, bis …

Besser strategisch denken

Strategisches Denken ist heute nicht weit verbreitet. Strategisches Denken wird wie Wirtschaft nicht in der Schule unterrichtet. Statt Komplexität zu bewältigen geht es heute vielleicht mehr denn je um Effekte, Visuelles, Emotionen. Martin Kornberger, Professor für Ethik an der Wirtschaftsuniversität in Wien und Gründer einer Unternehmensberatung während seiner Zeit in Australien, setzt an diesem Problem an und bietet eine doppelt klassisch fundierte Lösung: das Denken von Clausewitz und die Erkenntnisse des klassischen Management-Prozesses. Letzterer ist …

Krisen der Demokratie

Ein zeitlos anregendes und aktuelles Interview in Form eines Buches, erstmals von mir besprochen bei H-Soz-Kult 2003, dort zusammen mit seinen Lebenserinnerungen. Hier der Textauszug zu „Die Krisen der Demokratie“: Das gleichermaßen kurzweilige wie kluge Gespräch Ralf Dahrendorfs mit Antonio Polito, Korrespondent der römischen Tageszeitung „La Repubblica“, die für Dahrendorf das intellektuelle Rom verkörpert (Grenzen, S. 151), hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Leser, der gleichsam als Zuschauer dem Gespräch beiwohnt, nimmt auf weniger als 120 Seiten, …